Collaborative Capacity Building as an Approach to more Effective Development Cooperation
Lessons from the Nation Building Experience in Burundi (2002-2008)
Simon HartmannWien, March 2013

Kapazitätsentwicklung ist eine wichtige Entwicklungsstrategie und -methode der bi- und multilateralen Entwicklungszusammenarbeit. Bei Kapazitätsentwicklung handelt es sich in der Regel um Programme von Gebern, die westliche Demokratien als Blaupausen für ideale Entwicklungsstrategien für Entwicklungsländer sehen. Davon werden sogenannte best practice-Maßnahmen abgeleitet, die beispielsweise darauf abzielen Demokratie oder kompetitive Märkte in Entwicklungsländern zu etablieren. Die Wirksamkeit dieser Ansätze ist bislang nicht überzeugend. Dies hat insbesondere zwei hervorzuhebende Ursachen. Erstens, das Oktroyieren von best practice untergräbt die ownership von eigenen Entwicklungsstrategien der Partnerländer. Dabei gilt: Was in einem Kontext funktioniert oder gewollt ist, muss nicht in einem anderen Kontext funktionieren oder gewollt sein. Zweitens haben empirische Untersuchungen gezeigt, dass Geber in der Vergangenheit zu viel Augenmerk auf die Entwicklung von kompetitiven Institutionen (z.B. Wahlen) gelegt haben und dabei die notwendigen kooperativen Aspekte, die ein entwicklungsfreundliches institutionelles Umfeld benötigt, vernachlässigt haben. Diese blinden Flecken der Kapazitätsentwicklung sind problematisch, wenn man bedenkt, dass sehr viele Entwicklungsländer bereits stark unter internen, häufig gewalttätigen Konflikten leiden.
Ein Ansatz der diese Schwächen der bestehenden Kapazitätsentwicklungs-Ansätze ausmerzt und der sich dabei bereits praktisch bewährt hat ist collaborative capacity building. Er wurde aus den Erfahrungen in Burundi von 2002 bis 2007 von beteiligten ExpertInnen in Form von allgemeinen lessons learned in mehreren Aufsätzen und Reports aufgearbeitet. Das Kernstück von collaborative capacity building ist, dass es eine neue Rolle für Geber vorsieht. Dabei geht es nicht darum entwicklungspolitische Programme den Partnerländern vorzugeben, sondern als Geber vorübergehend unterstützend für die fehlenden kooperativen Institutionen in diesen Ländern einzuspringen. Die neue Rolle ist die eines Moderators von Entwicklungsprozessen, bei denen Teams aus ExpertInnen in Konfliktlösung (trainers) und kontexterfahrene ExpertInnen (diplomats) zum Einsatz kommen.
Mit diesem Ansatz wird versucht sowohl die Herausforderung der ownership für Partnerländer zu adressieren, als auch die Defizite im Bereich kooperativer Institutionen zu überwinden. Damit ist collaborative capacity building geeignet, das politische Umfeld in Entwicklungsländern einerseits zu stabilisieren. Andererseits wird das Entstehen von eigenen lokalen und regionalen Entwicklungsprozessen in Entwicklungsländern dadurch weitaus wahrscheinlicher, als bei den herkömmlichen Kapazitätsentwicklungsansätzen. Der Erfolg hängt von den nationalen Interessen der bestehenden Eliten in den Partnerländern (z.B. die Bereitschaft Macht zu teilen), einem glaubhaften Bekenntnis der Geber diese Prozesse über Jahre hinweg zu begleiten und zu unterstützen, der Größe des Entwicklungslandes (kann ein collaborative capacity building-Ansatz auch in sehr großen Ländern wie Democratic Republic of the Congo oder Sudan funktionieren?), der de facto Neutralität von Gebern (sind sie bereit eine neutrale Rolle einzunehmen), und unvorhersehbaren Ereignissen wie externer Schocks (Krisen) ab.