Historical Overview 1971-1980 (german)
Zu Beginn der 1970er Jahre wurde von den „Entwicklungshilfeeinrichtungen“ gefordert, rechtliche Grundlagen für die öffentliche „Entwicklungshilfe“ zu schaffen. Auf Initiative privater Einrichtungen und der Wissenschaft wurde im Februar 1971 eine parlamentarische Enquete zu Fragen der internationalen „Entwicklungshilfe“ einberufen und durchgeführt, bei der Grundlagen für das Entwicklungshilfegesetz von 1974 (pdf) formuliert wurden.
Die „Entwicklungshilfe“ wurde ab 1973 im Bundeskanzleramt (BKA) koordiniert und verwaltet, wobei dessen Generalkompetenz faktisch jedoch erheblich eingeschränkt war, da die „Entwicklungshilfepolitik“ Österreichs stark durch die Aktivitäten von nichtstaatlichen Einrichtungen beeinflusst und geprägt wurden. Von staatlicher „Entwicklungshilfepolitik“ kann erst ab der Konzentration der Mittel der Programm- und Projekthilfe auf Schwerpunkt- und Kooperationsländer ab 1992 gesprochen werden.
In der Ära Kreisky (pdf) fungierte die internationale Politik als einer der Schwerpunkte des Regierungsprogramms, um Österreich besser in der Welt zu positionieren. Bruno Kreisky gelang es zwischen 1970 und 1983 Österreich in der Nachbarschaftspolitik, in der europäischen Politik und auch im Nord-Süd-Kontext durch eine Reihe von Initiativen und Vermittlungsaktionen zu profilieren. Es kam zu einem Ausbau der Beziehungen zu den Staaten der sogenannten „Dritten Welt“, wobei die Nord-Süd-Politik ein wichtiges Instrument der gesamten österreichischen Außenpolitik war.
Seit den 1970er Jahren dienten internationale Solidaritätsbewegungen an Hochschulen und Universitäten, unter anderem für Chile, Nicaragua, El Salvador und Guatemala, als Basis für internationales Engagement Österreichs.
Politische Veränderungen fanden ihren Ausgangspunkt auch in der Befreiungstheologie, einer Richtung der christlichen Theologie, die zur Befreiung „der Armen“ von Ausbeutung, Entrechtung und Unterdrückung beitragen sollte. Daher engagierten sich auch katholische Einrichtungen in Lateinamerika, wie z.B. der Österreichische Informationsdienst für Entwicklungspolitik (ÖIE) (2001 aufgegangen in HORIZONT3000) gegründet, wodurch mittels Medien-, Informations- und Bildungsarbeit Veränderungen im Norden und mehr Gerechtigkeit für den Süden erreicht werden sollte.
› Tabelle: Entwicklung der ODA-Leistungen Österreichs 1971-1980 (pdf)