Entwicklung als Risikominimierung?
Sicherheitsdiskurse in der europäischen Entwicklungspolitik
Clemens SixWien, December 2007

Sicherheit und Entwicklung sind auf eine sehr nahe liegende Art und Weise mit einander verknüpft: ohne ein Mindestmaß an Sicherheit kann Entwicklung nicht stattfinden; Entwicklung selbst ist ein wesentlicher Beitrag zur Herstellung und zum Erhalt von (menschlicher) Sicherheit in einem umfassenden Sinn. Dieses Working Paper interpretiert die zunehmende "Versicherheitlichung" von Entwicklung und die "developmentalisation" von Sicherheit als einen Paradigmenwechsel in der politischen Ausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit und erörtert am Beispiel der Außenbeziehungen der EU die unterschiedlichen "Risiken", die sich für entwicklungspolitische Zielsetzungen daraus ergeben.
Durch einen Blick auf die historische Genese der Sicherheitsdiskurse im Zusammenhang mit Entwicklung, der bis in die Kolonialzeit reicht, werden einerseits Kontinuitäten sichtbar, die durch den Kalten Krieg bis in die Gegenwart existieren, andererseits aber auch Brüche und damit die Neuartigkeit der Wechselbeziehungen zwischen Sicherheit und Entwicklung erkennbar. Die EU, selbst eine zunehmend wichtige weltpolitische Akteurin mit hegemonialen Ansprüchen, hat in den vergangenen Jahren sowohl die politisch-strategischen als auch institutionellen Voraussetzungen für eine Verschränkung von Sicherheits- und Kontrollansprüchen auf der einen Seite und entwicklungspolitischen Normativen auf der anderen geschaffen. Eigeninteressen und damit die Instrumentalisierung der EZA spielen dabei - wie abschließend auch das Beispiel der Migration illustriert - eine bestimmende Rolle.