EU-Handelspolitik und regionale Freihandelsabkommen

Spätestens seit den Verhandlungen zwischen der EU und den USA über eine Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (Transatlantic Trade and Investment Partnership – TTIP) 2014/15 ist die EU-Handelspolitik in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses geraten. Diese sogenannten ‚Freihandelsabkommen der neuen Generation‘ sind sehr breit angelegt. Handelspolitik wirkt sich damit in sozialer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht aus.

Die Abkommen umfassen eine Fülle an Themen und Bereichen, einschließlich der Liberalisierung von Dienstleistungen und Investitionen, des öffentlichen Beschaffungswesens und der Zusammenarbeit in allen relevanten Handelsregulierungen. Sie haben zum Ziel, Beschränkungen abzubauen und unterschiedliche Regelungen zwischen der EU und ihren Handelspartnern anzupassen. Letzteres betrifft viele sensible Bereiche wie z.B. Gesundheitsstandards, Konsument*innenschutzbestimmungen, Lebensmittelgesetze oder Sozial- und Umweltstandards.

Die ÖFSE untersucht die wirtschaftlichen Auswirkungen von Handelsabkommen sowohl in makroökonomischer als auch sektoraler Perspektive. Ein besonderes Augenmerk unserer Arbeit richtet sich dabei auf die Effekte von Handelsliberalisierung auf sogenannte „Entwicklungs- und Schwellenländer“.

Arbeitsschwerpunkte:

  • Quantitative Analysen mit einem strukturalistischen Computable General Equilibrium (GGE) Modell, dem „ÖFSE Global Trade Model“, mit dessen Hilfe konkrete Aussagen über wichtige sektorale und makroökonomische Größen wie Einkommen, Beschäftigung und Verteilung getroffen werden können.
  • Qualitative Untersuchungen anhand der Globale Wertschöpfungskettenanalyse (Global Value Chain (GVC)). Sie erlauben die Effekte von Handelsliberalisierung auf Sektorebene näher zu untersuchen und wirtschafts- bzw. entwicklungspolitische Empfehlungen zu formulieren, die zeigen wo die Chancen und Herausforderungen ausgewählter Sektoren im Zuge von Handelsliberalisierungen liegen. Die besondere Expertise der ÖFSE liegt dabei in den Bereichen Landwirtschaft (z.B. Baumwolle, Olivenöl, Kakao, Mangos, Fisch, Kaffee und Meeresfrüchte), mineralische Rohstoffe (z.B. Lithium, Bauxit, Tantal) sowie Leichtindustrien (z.B. Textilien und Bekleidung, Leder, Elektronik).
  • Untersuchung der sozialen und menschenrechtlichen Effekte von Handelsliberalisierungen. Wie wirken sich Handelsliberalisierungen auf die arbeitsrechtliche Situation in bestimmten Sektoren aus? Was sind die menschenrechtlichen Auswirkungen auf besonders vulnerable Gruppen, wie z.B. Frauen, Kinder oder indigene Gemeinschaften.

Ansprechperson zum Thema:

Dr. Bernhard Tröster
Senior Researcher
Tel.: +43 1 317 40 10 – 117  
E-Mail: b.troester@oefse.at
Sensengasse 3, 1090 Wien
mehr Information

Publikationen zum Thema: