Internationaler Handel und Produktion werden in globalen Wertschöpfungsketten (GWK) organisiert, in denen transnationale Konzerne den Produktionsprozess aufspalten und im globalen Maßstab verlagern. Die Integration und die Verbesserung der Position innerhalb dieser Wertschöpfungsketten wurde zu einem wesentlichen Ziel in vielen nationalen Entwicklungsstrategien.
„Economic upgrading“ beschreibt in diesem Kontext die Aufwertung von geringwertigen zu höherwertigeren Aktivitäten in GWK, mit der im Allgemeinen ein erfolgreicher Entwicklungspfad von Unternehmen und Ökonomien verbunden wird. Upgrading-Prozesse sind aber umkämpft und vor allem der hohe Wettbewerbsdruck auf Zulieferebene und asymmetrische Markt- und Machtstrukturen in GWK erschweren nachhaltige Entwicklungseffekte.
Die ÖFSE beschäftigt sich mit Resilienz und Nachhaltigkeit globaler Wertschöpfungsketten. Insbesondere vor dem Hintergrund globaler Problemlagen wie der Klimakrise, geopolitischen Konflikten oder der Covid-19-Pandemie ist die Relevanz der Versorgungssicherheit mit kritischen Produkten gestiegen. In diesem Zusammenhang werden zunehmend auch Maßnahmen zur Erhöhung der Resilienz (z.B. Diversifikation von Anbieterunternehmen und Regionen) von GWK aber auch Re- und Nearshoring (d.h. das Zurückholen von zuvor ausgelagerter Produktion) diskutiert. Die Klimakrise stellt zudem aktuelle Produktionsstrukturen zunehmend in Frage. GWK müssen nachhaltiger gestaltet werden, z.B. durch den Ausbau von Kreislaufwirtschaft.
Die ÖFSE widmet sich diesem Thema vor allem unter folgenden Gesichtspunkten:
- Wie ist die Resilienz von GWK zu beurteilen und wie kann die Versorgungssicherheit mit kritischen Produkten erhöht werden?
- Wie können GWK im Kontext der Klimakrise nachhaltiger gestaltet werden, insb. im Hinblick auf die Einhaltung sozialer und menschenrechtlicher Mindeststandards? Welche Rolle können hier unternehmensbezogene due diligence Verpflichtungen und Lieferkettengesetze spielen
- Welche Politiken sind notwendig, um nachhaltige Entwicklungseffekte, Upgrading, strukturellen Wandel, sowie Armutsreduzierung sicherzustellen?
- Welche Rolle spielt Industriepolitik und wie müssen industriepolitische Interventionen im Kontext von globalen Wertschöpfungsketten angepasst werden?
- Welche Möglichkeiten bieten neue Endmärkte in Schwellenländern (Süd-Süd-Handel) und die Produktion für lokale und regionale Märkte als Alternative zu export-orientierten Strategien?
- Wie können höhere lokale Wertschöpfung und der Aufbau von lokalen und regionalen Wertschöpfungsketten (zum Beispiel von Baumwolle über Textilien zu Bekleidung in Subsahara-Afrika) ermöglicht werden?