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Die Auswirkungen der Baumwollproduktion auf die Entwicklung Westafrikas mit Fokus auf Togo und Kamerun

Thomas Patz

Wien, Juni 2013 | 978-3-902906-01-4

Die vorliegende Diplomarbeit behandelt ein entwicklungspolitisch sehr relevantes Thema - die Auswirkungen von Rohstoffextraktion auf nachhaltige Entwicklung mit Fokus auf die Baumwollproduktion in westafrikanischen Ländern, besonders Kamerun und Togo. Dieses Thema ist für viele Länder, v.a. in Sub-Sahara Afrika, die von der Produktion und dem Export weniger Rohstoffe abhängig sind, von hoher ökonomischer, sozialer und ökologischer Bedeutung.

Die Arbeit beinhaltet einige innovative Aspekte: (i) Den Rahmen für diese Arbeit bildet das Konzept der nachhaltigen Entwicklung. Sie berücksichtigt dabei ökologische, soziale und entwicklungspolitische Perspektiven und Dimensionen gleichermaßen und stellt Zusammenhänge und Widersprüche dar. Damit hebt sich die Arbeit positiv von Arbeiten ab, die den Begriff der Nachhaltigkeit oft enger fassen. (ii) Die Arbeit nähert sich der Fragestellung sowohl von einer internationalen, regionalen sowie nationalen Ebene - beginnend mit internationalen Handelsverträgen im Rahmen des GATT und der WTO, unterschiedlichen Handelsvereinbarungen zwischen der Europäischen Union und der Gruppe der afrikanischen, karibischen und pazifischen Länder (AKP-Gruppe) und den spezifischen nationalen Kontexten und politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Kamerun und Togo. Auch wird auf die Bedeutung sowie auf die Herausforderungen in den weiterverarbeitenden Industrien eingegangen, im Fall von Baumwolle v.a. den Textil- und Bekleidungssektor, um die Entwicklungs- und ökologischen Effekte zu analysieren. (iii) Empirisch untersucht die Arbeit den Ressourcenverbrauch, i.e. Extraktion, Handel und Konsum von unterschiedlichen Ressourcen mit Fokus auf Baumwolle, anhand der Materialflussanalyse. Hier wird versucht, Beziehungen zwischen Materialflüssen und internationalen und EU-Handelsabkommen sowie Entwicklungsindikatoren wie dem Bruttoinlandsprodukt und dem Human Development Index darzustellen.

Die Schlussfolgerung der Arbeit ist, dass die Baumwollproduktion in Kamerun und Togo derzeit keine nachhaltige Entwicklung der Länder sicherstellt, sondern dieser entgegensteht. Dies wird einerseits mit der einseitigen Rolle der Länder als Exporteure von unverarbeiteten Rohstoffen mit den einhergehenden Problemen von schwankenden Weltmarktpreisen, starker internationaler Konkurrenz auch aufgrund von Subventionen, geringer lokaler Wertschöpfung und Landnutzungskonflikten im Bezug auf Ernährungssouveränität aufgezeigt. Andererseits werden die ökologischen Auswirkungen der einseitigen Bodennutzung, v.a. in den Bereichen Verlust von Biodiversität und Böden, Verschmutzung der Böden, des Grundwassers und der Luft, und klimatische Veränderungen ins Treffen geführt, die schwerwiegende soziale und gesundheitliche Folgen nach sich ziehen.

Als Alternativen werden der ökologische Anbau, die vertikale und horizontale Diversifizierung des landwirtschaftlichen Anbaus und die Erhöhung der lokalen und regionalen Wertschöpfung vor allem durch Linkages zu weiterverarbeitenden Industrien wie Spinnereien, Webereien und der Bekleidungsproduktion identifiziert. Dies bedürfe jedoch einer gezielten Förderung sowie einer Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur, Zugang zu Kapital und (technischem) Wissen. Die industrielle Weiterverarbeitung wird nur durch staatliche Unterstützung im Rahmen einer industriepolitischen Strategie und auch Schutz vor ausländischen Importen, wobei in der Arbeit im Besonderen die problematische Rolle von Second Hand Kleidung und billigen Importen aus asiatischen Ländern betont wird, möglich sein. Eine Re-Fokussierung auf nationale und regionale Märkte (zusätzlich zu internationalen Märkten) und diesbezüglich eine Umgestaltung von internationalen Handelsabkommen sei weiters wesentlich, um Abhängigkeiten zu reduzieren, Absatzmärkte und Handelspartner zu diversifizieren und regionalen Handel und Wertschöpfung zu erhöhen.

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