Solidarität mit Nicaragua?
Städtepartnerschaften als Beispiel kommunaler EZA in Österreich und ihre Rolle in der OEZA
Alexandra HumerWien, Juni 2013 | 978-3-902906-02-1

"Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker" mit diesem bekannten Zitat von Ernesto Cardenal leitet Alexandra Humer ihre Arbeit ein. Ihr Erkenntnisinteresse beruht auf vielen Aufenthalten in Lateinamerika sowie auf einem kritischen Bewusstsein und vielen Fragen, mit denen sie die österreichische Solidaritätsbewegung mit Nicaragua analysiert. Dabei widmet sie sich besonders den Städtepartnerschaften, die seit den 1980er-Jahren als Instrument der Entwicklungszusammenarbeit (EZA) betrachtet werden. Auch in Österreich sind in diesem Zeitraum einige Städtepartnerschaften mit Städten des globalen Südens entstanden, vor allem mit Städten in Nicaragua. Das Engagement der Solidaritätsbewegung sowie vieler österreichischer Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Nicaragua führte letztlich auch dazu, dass Nicaragua ein Schwerpunktland der österreichischen EZA wurde. Mit dem Jahr 2013 wird jedoch Nicaragua von der Liste der Schwerpunktländer der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit (OEZA) gestrichen und die bilaterale Zusammenarbeit zwischen Österreich und Nicaragua beendet.
Vor diesem Hintergrund untersucht Alexandra Humer in ihrer Arbeit einerseits Städtepartnerschaften als Beispiel kommunaler EZA und analysiert, welchen Beitrag Städtepartnerschaften zur EZA in Österreich leisten. Dazu bedarf es einer Darstellung von Theorien über kommunale EZA sowie über Städtepartnerschaften. Sie versucht, Definitionen für die Begriffe kommunale EZA und Städtepartnerschaft zu finden, erkennt dabei jedoch, dass diese vielfältig sind und nicht einer einheitlichen Kategorisierung unterzogen werden können. Ein konkretes Beispiel, nämlich die Städtepartnerschaft Wels - Chichigalpa, dient schließlich als praktisches Exempel für eine solche Form der kommunalen EZA. Mittels qualitativer Interviews werden Fakten und Erkenntnisse über diese Städtepartnerschaft gewonnen. Ein Fokus wird auf die Vorteile und Nachteile kommunaler EZA gelegt, diese werden für die Städtepartnerschaft überprüft und damit gelingt es ihr, den Beitrag der Städtepartnerschaft zur EZA sichtbar zu machen. Andererseits geht Alexandra Humer der Frage nach, in welchem Verhältnis die kommunale EZA zur staatlichen EZA steht. Dies wird anhand des Rückzugs der OEZA aus Nicaragua deutlich gemacht.
Abgerundet wir die Arbeit mit einem kurzer Überblick über die OEZA sowie speziell über die OEZA mit Nicaragua. Sowohl die Entstehungsgeschichte als auch aktuelle Tendenzen und Gründe für die Entscheidung, Nicaragua als Schwerpunktland zu streichen, werden erläutert. Die Städtepartnerschaft Wels - Chichigalpa zeigt folglich, dass zwar Abhängigkeiten zur staatlichen EZA bestehen, diese jedoch das Funktionieren und Fortbestehen der Städtepartnerschaft nicht wesentlich beeinträchtigen. Die gelungene Mischung aus Literaturrecherche, Interviews und Reiseerfahrung macht die Diplomarbeit zu einer hervorragenden Arbeit über die kommunale EZA in Nicaragua.